Was heißt eigentlich Trauma?
Du kennst diesen Begriff vielleicht aus der Medizin. Er kommt aus dem
Griechischen und bedeutet Verletzung. Bei einem Psychotrauma wird von der seelischen Verletzung gesprochen, welche nicht weniger schlimm ist, wie die körperliche (auch wenn sie nicht direkt sichtbar ist).

Grundsätzlich verfügt jeder Mensch der in seiner Psyche stabil ist, über drei Grundpositionen… nämlich:

1) Der Glaube, dass die Welt sicher ist und nichts Schlimmes passiert.

2) Die Überzeugung, dass die Welt kontrolliert und verstanden werden kann. Sowie, dass das Leben einen Sinn hat.

3) Die eigene Person wird als positiv und wertvoll angesehen.

Wenn eine Person ein Trauma erlebt werden diese Grundprinzipe völlig gestört.
Bei Personen die tiefgreifend psychisch traumatisiert sind, verändert sich die Beziehung zur Welt komplett. Vielleicht hast du schon mal einen heftigen Verkehrsunfall erlebt oder hast dich beim Sport schwer verletzt. Dann verändern sich die Grundpositionen in folgende Richtung:

1) Ab jetzt ist der Traumatisierte verletzt und kann jeder Zeit wieder verletzt werden.

2) Die Welt wird nun als unkontrollierbar, feindlich, unberechenbar und missverständlich erlebt.

3) Die eigene Person wird als beschädigt und wertlos wahrgenommen.  

Wir alle haben unsere größeren oder kleineren Traumata erfahren. Denk nur einmal an deine Kindheit oder die Schulzeit zurück. Warst du vielleicht ein Kind das unbeschwert und sorgenfrei durchs Leben gegangen ist? So hast du vielleicht irgendwann einmal bemerkt, dass die Welt da draußen ihre Tücken und Gefahren hat. Überleg dir jetzt eine Situation aus deiner Vergangenheit, die dir immer noch schmerzhaft erscheint bzw. negative Gefühle in dir auslöst. Hier hast du ein Trauma im Kleinen erlebt. Du bist verletzt worden…von den Eltern, Mitschülern, Lehrer, Vorgesetzten, Freunden,…jemand hat dir weh getan, dich enttäuscht oder dich vielleicht in der Öffentlichkeit bloß gestellt. So sehr, dass du dich heute noch erinnern kannst.

Wenn wir aber nun von einem Psychotrauma sprechen, dann steht immer eine extreme Gefahrensituation oder eine Todesbedrohung, auf die wir zumeist nicht vorbereitet sind, im Zentrum.

Trauma wird nach ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, 1994,) folgendermaßen definiert:

„Kurz- oder langanhaltende Ereignisse oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung mit katastrophalem Ausmaß, die nahezu bei jedem tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde“ (ICD-10; Weltgesundheitsorganisation, 1994, S. 124).

Was kann zur Traumatisierung führen?

–          schwere (Verkehrs) Unfälle mit Todesangst (Flugzeugabsturz, Autounfälle, Sportunfälle,…)

–          Naturkatastrophe (Erdbeben, Überschwemmung, Brände, Lawine,…)

–          körperliche Gewalt

–          sexueller Missbrauch

–          Zeugen von Unfällen oder Gewalt

–          Kriegserlebnisse

–          Folter

–          etc.

Welche Traumatypen gibt es?

In der Traumaforschung werden 3 Traumatypen unterschieden:

Primär Traumatisierte: Dazu zählen Personen die vom Ereignis selbst und direkt traumatisiert sind. (Z.B. Missbrauchsopfer, Verletzte, Verschüttete, Hinterbliebene,…)

Sekundär Traumatisierte: Personen die den Opfern Hilfe leisten oder nur durch den Anblick der Unfallstelle eine Traumatisierung erfahren. (Z.B. Angehörige, Unverletzte, Sanitäter, Augenzeugen, Notärzte, Feuerwehrleute, Polizei, Psychologen, Notärzte,…)

Tertiär Traumatisierte: Personen, welche von der Mitteilung des Ereignisses traumatisiert werden, die aber nicht vor Ort waren. (Z.B. Angehörige und Freunde der Opfer, Hinterbliebene,…)

Noch dazu werden vom Menschen verursachte Traumata (man made disasters), von Katastrophen und Unfalltraumen (nature-made-disasters) unterscheiden. Wobei die Traumatisierung schlimmer erlebt wird, wenn eine Absicht dabei war.

Der kurzfristige Typ-I  ist durch die zumeist akute Lebensgefahr, Plötzlichkeit und Überraschung gekennzeichnet.

Der langfristige Typ-Il wird durch Serien (Wiederholung), von verschiedenen traumatischen Einzelereignissen und auch durch eine geringe Vorhersagbarkeit, des weiteren traumatischen Geschehens bestimmt.

Welche Symptome erleben Personen unmittelbar nach einer Traumatisierung?

Unmittelbar nach dem Trauma erleben betroffene Personen eine Schockphase welche zumeist nach einigen Stunden bis spätestens 3 Tagen wieder abklingt.
In dieser Phase erlebt der Betroffene Schocksymptome wie:
Gefühlslosigkeit, emotionale Taubheit, eingeschränkte Wahrnehmung, Bewusstseinseinengung, Erinnerungslücken die mit der traumatischen Situation in Verbindung (Amnesien) stehen, Hilflosigkeit, Gefühl ausgeliefert zu sein, Kontrollverlust, Verzweiflung und starke Ängste. Aber auch Gefühle der Depersonalisation – das heißt die eigene Person wird als fremd wahr genommen und der Derealisation – die Umwelt wird fremdartig wahr genommen, können auftreten. Auch kann es vorkommen, dass der Betroffene nach außen hin geordnet und ruhig erscheint, innerlich schaut es aber ganz anders aus. Es herrscht ein Chaoszustand vor. Oder es ist genau das Gegenteil der Fall. Personen wirken total unruhig. Der Körper befindet sich im Aufruhr (Herzrasen, Schwitzen, Erröten,…), man spricht auch von Übererregung. Du merkst schon jeder Mensch reagiert unterschiedlich und anders bei dieser belastenden Situation.

Verschwinden die  Symptome nach Tagen und Wochen nicht wird von einer akuten Belastungsreaktion gesprochen. Das sollte bereist als Warnzeichen für das Ausbilden einer posttraumatischen Belastungsstörung gesehen werden. Kriseninterventionsmaßnahmen sollten unbedingt erfolgen bzw. wäre es anzuraten therapeutische oder psychologische Unterstützung aufzusuchen.

Wann wird von einer posttraumatischen Belastungsstörung gesprochen?

Wenn die Symptome, die unmittelbar nach dem Trauma auftreten, länger als vier Wochen bestehen!

Grundsätzlich gibt es 5 Hauptkriterien welche auf eine posttraumatische Belastungsstörung zutreffen.

  1. Das erleben eines Traumas
  2. Unwillkürliche und belastende Erinnerungen
    an das Trauma, Wiedererleben des Traumas (Intrusionen)
  3. Vermeidungsverhalten und allgemeiner
    emotionaler Taubheitszustand
  4. Anhaltendes physiologisches Übererregung (Hyperarousal)
  5. Die Symptome dauern länger als einen Monat

Wie erkenne ich eine posttraumatische Belastungsstörung, was sind die typischen Symptome?

Achte auf folgende Symptome:

1) Wiedererleben / Intrusionen:
Eine Person die an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet, muss sich immer wieder an das traumatische Geschehen erinnern. Sie kann sich diesem Vorgang nicht entziehen. Das Wiedererleben des Traumas passiert ganz automatisch ohne dass sich der Betroffene dagegen wehren kann. Die Erinnerungen können spontan sein oder auch durch einen Trigger (= Auslöser, wie zum Beispiel ein Geruch, Geräusch,…) ausgelöst werden. Häufig gelangen sie so stark in den wachen Bewusstseinszustand, sodass ein Gefühl der Überflutung erlebt wird. Das heißt, Erinnerungen und Bilder des Traumas erscheinen so häufig und lebendig, dass dies die Verarbeitungskapazität des Betroffenen überschreitet. Das ist natürlich stark belastend.

Weitere Merkmale des Wiedererlebens kannst du erkennen an:

Belastende Träume bzw. Albträume
Wiederkehrende Träume, wobei das Trauma immer wieder auftaucht. Können oft Jahrelang bestehen bleiben.

Flashbacks (Nachhallerlebnisse)
Erinnerungsattacken welche total plötzlich sind und sehr lebendig erlebt werden. Dauern meist nur kurz an. Allerdings erlebt der Betroffenen das Gefühl, als würde er das Trauma erneut erleben.

Belastung durch symbolisierende Auslöser (Trigger)
Ein Trigger kann z.B. ein Geräusch, ein Geruch, ein Gegenstand sein, welcher an das Trauma erinnern. Aber auch ein bedeutsames Datum oder ein Film bzw. ein Bild, können wiederkehrende belastende Erinnerungen, an das Trauma auslösen.

Physiologische Reaktionen bei Erinnerung
Durch das Wiedererinnern an das traumatische Geschehen kann es zu körperlichen Reaktionen kommen, die der Betroffene nicht kontrollieren kann. Schwitzen, Zittern, Atembeschwerden, Herzklopfen aber auch Herzrasen oder Magen-Darmbeschwerden zählen zu den erlebten Symptomen.

2) Vermeidungsverhalten
Der Betroffene versucht den Ort, die Personen bzw. Gesprächsthemen, die mit dem Trauma in Verbindung stehen, zu vermeiden. Das zeigt sich vor allem:

Gedanken- und Gefühlsvermeidung
Gedanken oder Gefühle die an das Träume erinnern werden bewusst vermieden. Der Betroffene erlebt diese oft als belastend und versucht sie zu verdrängen.

Aktivitäts- oder Situationsvermeidung
Aktivitäten oder Situationen die an das Trauma erinnern werden vermieden und umgangen. Zum Beispiel fährt eine Person nach einem schweren Verkehrsunfall nicht mehr mit dem Auto zur Arbeit, sondern benützt nur mehr die öffentlichen Verkehrsmittel. Auch der Ort des Traumageschehens wird häufig umgangen. Es besteht natürlich die Angst, bei einer Konfrntation könnten erneut unangenehme Symptome auftreten. Zum Beispiel panikartige Zustände, welche mit körperlichen Veränderungen einhergehen und nicht kontrolliert werden können.

(Teil-)Amnesien
Hierbei können wichtige Ereignisse an das Trauma nicht mehr erinnert werden. Zum Beispiel der Weg von der Unfallstelle bis zum Krankenhaus. Oft kann das Trauma nur unscharf erinnert werden bzw. scheint das Gesamte traumatische Geschehen vergessen. Immer wieder kommt es vor, dass verdrängte Inhalte oft Jahre nicht mehr in das wache Bewusstsein gerufen werden können. Für den Betroffenen ist es so als wäre der Vorfall nie passiert. Dies ist eine Schutzfunktion, da es oft sehr schwer ist, mit dem Ereignis klar zu kommen. Das Trauma ist aber nicht vergessen, der Gedächtnisinhalt ist nur im wachen Bewusstsein nicht zugänglich. (Natürlich nur wenn das nicht durch ein Schädel-Hirntrauma erklärbar ist.)

Vermindertes Interesse
Oft zeigen traumatisierte Personen einen deutlichen Rückgang an Aktivitäten, die sie im täglichen Leben sonst gerne ausführen.

3) Überaktivierung / Hyperarousal 
Nicht nur die Seele ist belastet sondern auch der Körper. Der Körper ist aufgrund der extrem hohen Stressbelastung in einem überaktivierten Zustand. Bei Stress werden Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin ausgeschüttet. Es kommt zu schneller flacher Atmung, erhöhter Muskelspannung, vermehrte Schweißbildung, Ausschüttung von Zucker ins Blut, geistige Aktivierung, erweiterte Pupillen, verstärkter Durchblutung in größeren Muskelgruppen, erweiterte Bronchien, Blutdruck steigt an. Die Betroffenen sind in einem Zustand der Aufregung, dieser ist gekennzeichnet durch Angst, erhöhte Schreckhaftigkeit, erhöhe Wachheit, Aggressivität,  etc. Die Stressfunktion ist ein natürlicher Mechanismus, damit wir in bedrohlichen Situationen schneller Handeln können. Wir nehmen Gefahr wahr (das Trauma) und automatisch läuft in unserem Gehirn und Körper das Stressprogramm ab. Wir reagieren unmittelbar mit Kampf oder Flucht! Bei einem Trauma wird unser Gehirn mit dermaßen unangenehmen (aversiven) Reizen überflutet, sodass das Gefühl entsteht, es geht überhaupt nichts mehr. Weder Flucht noch Kampf ist möglich. Wir befinden uns in einer NO FIGHT & NO FLIGHT Situation!

Diese körperliche Aktivierung macht sich noch dazu durch folgende Symptome bemerkbar:

Ein- und Durchschlafschwierigkeiten
Beides kann nach einer Traumatisierung auftreten. Es können auch Albträume oder belastende Träume in Verbindung mit dem Trauma auftauchen.

Erhöhte Reizbarkeit
Oft geraten Personen in Wut, wobei vor dem Trauma noch keine Tendenzen sichtbar waren. So kann es vorkommen, dass eine traumatisierte Person z.B. im Umgang mit ihren Kindern, völlig irrational reagiert und sich aggressiv zeigt.

Konzentrationsschwierigkeiten
Diese zeigen sich vor allem dann, wenn es darum geht sich auf einfache Abläufe zu konzentrieren. In der Schule oder bei einem Vortrag zuhören, ein Buch lesen, einen Film ansehen,…

Auch hier kann es vorkommen, dass sich plötzlich Erinnerungen an das Trauma bemerkbar machen und sich aufdrängen.

Übermäßige Wachsamkeit, Hypervigilanz
Traumatisierte sind in ihrem Urvertrauen komplett erschüttert. Haben sie vorher eine positive Lebenseinstellung gehabt und ein Vertrauen in ihre Umwelt, begleitet sie nun ein Gefühl des Misstrauen. Noch dazu leben sie ständig in der Angst, es könnte erneut etwas Schlimmes passieren.

Übermäßige Schreckreaktion
Oft ist die Schreckhaftigkeit nach einem Trauma sehr hoch. Schon bei dem geringsten Geräusch oder der kleinsten Bewegungen.

Weitere Symptome zeigen sich, im:

Entfremdungsgefühl
Es kann vorkommen, dass traumatisierte Personen das Gefühl erleben, sie wären völlig alleine mit ihrer Situation und niemand könne sie verstehen. Sie sehen eine Kluft zwischen sich und anderen Personen, die nicht das Gleiche erlebt haben, wie sie selbst. Auch können sie zu ihrer Familie ein Gefühl der Entfremdung erleben.

Eingeschränkter Gefühle
Das heißt, dass eine traumatisierte Person das eigene Gefühlsleben als zerstört empfindet. Gefühle werden eingeschränkt erlebt. Solche Personen fällt es schwer sich für andere zu freuen, liebe zu zeigen, zu vertrauen, mit andern mitzufühlen,…

Eingeschränkte Zukunft
Sowohl das Gefühl, dass nichts Wichtiges mehr im eigenen Leben passieren kann, als auch das Gefühl, das Trauma bzw. seine Verursacher haben Jahre (oder „die beste Zeit“) des Lebens zerstört und diese können nie wieder ersetzt werden. Zukunftspläne werden nicht mehr gemacht.

8 Schritte zur ersten Unterstützung nach einer Traumatisierung – für dich und andere!

1) Die soziale Unterstützung ist die wichtigste Ressource!

Freunde, Familie, Kollegen, enge Bezugspersonen können sehr hilfreich sein wenn es darum geht ein Trauma zu verarbeiten. Nimm die Unterstützung des sozialen Umfeldes an. Rede mit den Menschen die dir nahe sind über das was dich belastet.

2) Reden, reden und nochmals reden!

Wenn es dir möglich ist und du dich an Vertrauenspersonen wendest, hilft das Reden bei der Verarbeitung des Traumas enorm. Es kann vorkommen, dass es dir schwerfällt das traumatische Geschehen in Worte zu fassen. Das ist zumeist eine normale Reaktion auf eine außergewöhnliche Belastung. Bei einer Traumatisierung kommt es zu einer anderen Verarbeitung im Gehirn. Das was passiert, wird sofort im impliziten Gedächtnis verarbeitet. Das heißt, da wo auch die automatischen Handlungsabläufe sitzen. Dadurch ist es dir möglich in Stresssituationen schnell und automatisch zu reagieren. Bei einem Trauma bist du aber in einem Zustand, indem Flucht und Kampf nicht möglich ist. Dein Gedächtnis wird stark mit negativen Reizen überflutet und das was geschieht wird sprachlich nicht verarbeitet. Das erklärt warum traumatisierte Personen, oft keine zusammenhängende Geschichte erzählen können.

Achte also darauf ob es dir möglich ist, dich an alles zu erinnern. Stelle dir Fragen wie zum Beispiel:

  • Wie hat mein Tag angefangen?
  • Was hab ich gemacht bevor das schlimme Ereignis passiert ist?
  • Wie habe ich mich gefühlt während des Ereignisses?
    Was ist danach passiert?

Alles was dir dabei hilft, eine vollständige Geschichte über das Geschehnis zu erzählen, ist wichtig.

3) Nimm dir Zeit – Gönne dir eine Auszeit!

Nach einer Traumatisierung sind dein Körper und dein Geist in einem aufgebrachten Zustand. Vielleicht merkst du, dass du zitterst, schwitzt, dich schneller aufregst als sonst oder du schreckhafter bist. Du wirst vielleicht feststellen, dass immer wieder Gedanken ganz automatisch in deinen Kopf herum schwirren, die mit dem schlimmen Ereignis in Verbindung stehen. Besonders in der Nacht wenn du zur Ruhe kommst. All das sind ganz normale Reaktionen auf eine sehr belastende Situation, die zumeist ganz überraschend und unerwartet in dein Leben tritt. Dein Gehirn versucht diese außergewöhnlichen Dinge zu verarbeiten. Auch im Traum ist das möglich. Es ist also völlig normal, wenn du immer wieder über das Geschehen nachdenkst.

Auch dein Körper braucht nach der enormen Stressbelastung eine Phase der Entspannung. Tu also etwas, dass dich entspannt. In der Natur kannst du Ruhe finden. Sport eignet sich sehr gut um von der erhöhten körperlichen Aktivierung herunter zu kommen. Ein heißes Bad, ein gutes Essen, ein Spaziergang,…was dir auch immer hilft in die Ruhe zu finden, tu es!

Menschen die Selbsthypnose oder andere Arten von Entspannungsmethoden (zum Beispiel autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Meditation, Yoga, Qigong, Tai chi,…) anwenden, sind in der Lage, auch nach belastenden Situationen, wieder schneller in die Ruhe zu finden. Das ist eine große Ressource, die auch bei traumatischen Situationen sehr hilfreich genützt werden kann.

4) Atme ruhig

In Stresssituationen kommt es zu schneller flacher Atmung. Auch nach dem Trauma kann es immer wieder dazu kommen, dass dein Körper deutlich übererregt ist. Die Atmung ist die schnellste und effizienteste Möglichkeit, dass du dich selbst beruhigst. Auch in panikartigen Zuständen kannst du dadurch wieder Kontrolle über deinen Körper erlangen.

Atemübung:

  • Leg eine deiner Hände auf den Bauch (egal ob sitzend oder liegend).
  • Atme tief ein und spüre wie sich der Bauch nach außen wölbt (zähle im Gedanken langsam bis 3).
  • Halte die Luft kurz an.
  • Atme lange und tief aus und spür wie sich der Bauch dabei nach innen senkt (zähle im Gedanken bist 5). Beim Ausatmen kannst du dir vorstellen, dass die ganze Anspannung hinausgeht, alles was unangenehm ist, atmest du aus.

Wiederhole diese Atemtechnik einige Male (ca. 10x). So lange bis du merkst, dass dein Organismus zur Ruhe kommt. Die tiefe Bauchatmung ist generell in Stresssituationen eine tolle Möglichkeit wieder in die Ruhe zu finden.

5) Lass deine Emotionen raus

Egal ob Wut, Trauer, Frustration, Schuld, Scham, Hoffnungslosigkeit, … nach einer traumatischen Erfahrung erleben viele Personen eine Achterbahn der Gefühle. Betroffenen fühlen sich häufig schuldig über das was passiert ist. Auch die Frage, „was wäre wenn ich anders gehandelt hätte“… kann auftauchen. Lass diese Gedanken zu und äußere deine Emotionen. Auch hier braucht es eine Zeit bis dein Gefühlshaushalt wieder stabil wird. Manche Menschen berichten darüber, dass sie zum Beispiel beim Tod eines nahen Angehörigen, nicht weinen können und fühlen sich schlecht. Aber auch das darf und kann sein. Jeder regiert anders auf ein traumatisches Geschehen. Es gibt kein „das ist normal“ in dieser Situation. Auch hier gilt wieder: Rede über das was in der vorgeht und beobachte wie es dir geht – am Besten ohne es zu bewerten.
Trauer hilft dir bei der Verarbeitung, aber nicht immer ist es möglich sofort zu trauern. Erst wenn du trauern kannst beginnst du die Realität anzunehmen.

6) Konfrontiere dich Schritt für Schritt

Auch wenn du am liebsten alles was mit dem traumtischen Geschehen zu tun hat weg schieben möchtest und die Erinnerung daran schrecklich ist…konfrontier dich. Du hast jetzt schon erfahren, dass dein Gehirn eine Möglichkeit zur Verarbeitung sucht. Vielleicht wirst du nicht gerade in den ersten Tagen wieder an die Unfallstelle zurück gehen oder gleich wieder in ein Auto steigen (nach einem schweren Verkehrsunfall). Dennoch solltest du dich Schritt für Schritt damit konfrontieren. Vermeidest du die Situationen die mit dem Trauma in Verbindung stehen, kann das die Verarbeitung verzögern. Manchmal bleiben dadurch die Ängste aufrecht erhalten.

Du traust dich nach einem Unfall nicht mehr selbst mit dem Auto zu fahren?
Dann könnte der erste Schritt der Konfrontation sein, dass du dich zuerst nur hinter das Lenkrad setzt ohne zu fahren. Beobachte dich selbst wie es dir dabei geht.
Erlebst du zu Beginn vielleicht noch ein Gefühl der Angst, der Unruhe, wirst du feststellen, dass diese mit der Zeit des Sitzens abnimmt.
Im nächste Schritt fahr einfach nur als Beifahrer mit. Danach erst, trau dich selbst wieder hinter das Steuer. Vielleicht hilft es dir wenn bei der ersten Ausfahrt eine nahe stehende Person mitfährt.

Eine weitere Möglichkeit zur Konfrontation ist, dass du den Ort des Traumas aufsuchst. So kann das Trauma seinen Schrecken verlieren. Du kannst erkennen es ist vorbei! An dem Ort ist nichts schlimmes mehr. Dinge die nicht gut verarbeitet sind, machen uns weiterhin Angst. Konfrontierst du dich aber wirst du feststellen, dass die Ängste abnehmen und du nach und nach wieder fest verwurzelt im Leben stehst.

7) Nütz deinen Ressourcen

Du hast etwas Schlimmes erlebt?
Du fragst dich wie es jetzt weiter geht?
Du weißt nicht ob du jemals wieder unbeschwert durchs Leben gehst?

Dann denke jetzt nach ob du in deinem bisherigen Leben schon einmal vor einem schweren Hindernis gestanden bist. Vielleicht hast du eine Trennung erlebt, einen Arbeitsplatzverlust oder eine plötzlich negative Nachricht hat dir den Boden unter den Füßen weggezogen.
Wie bist du damals mit der außergewöhnlichen Belastung umgegangen?
Was hat dir dabei geholfen um wieder ins Lot zu kommen?
Und wie lange in etwa hat diese schwierige Phase gedauert, bis du wieder gestärkt aus der Krise heraus gegangen bist?

Durch das Beantworten dieser Fragen kannst du vielleicht auf Alt bewährtes zurück greifen. Das was dir einmal geholfen hat, kann auch jetzt wieder nützlich werden.
Greif auf deine inneren Ressourcen zurück. In jedem Mensch sind sie vorhanden.

8) Nein, du bist nicht verrückt

Nach einer belastenden Situation spiel dein Körper und dein Geist oft verrückt. Du leidest vielleicht unter Flashbacks, schwitzt schnell, bist schreckhafter und gereizter. Vielleicht kannst du nachts nicht mehr so gut ein- oder durchschlafen. Auch deine Konzentrationsfähigkeit kann eingeschränkt sein. Manche Menschen erleben Gefühle von Schuld, Sinnlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Angst oder Traurigkeit. Auch das Grübeln (warum dieses Ereignis wohl passiert ist), gehört zu den üblichen Reaktionen nach einer traumatischen Situation.
Wenn du diese Seite bisher durchgelesen hast, bist du bestens informiert über Traumata und deren Folgen. Du weißt also, all diese Reaktionen sind völlig normal aufgrund der belastenden Situation. Diese Reaktionen sollten nach Tagen oder Wochen wieder abnehmen. Manchmal ist das aber nicht der Fall. Wenn dieses unübliche Verhalten nach ungefähr vier Wochen nicht besser wird, dann ist es wichtig professionelle Unterstützung aufzusuchen.

Hypnose und Traumaverarbeitung

Traumata die nicht verarbeitet wurden lodern wie ein schlummernder Vulkan. Das Bewusstsein versucht mit aller Kraft diesen Vulkan am Ausbrechen zu hindern (Abwehrmechanismus). Die unverarbeiteten Emotionen erzeugen einen immensen Druck, der immer wieder einmal an die Oberfläche durchbricht (z.B. bei einer posttraumatischen Belastungsstörung in Form von Alpträumen, Flashbacks, Schlafschwierigkeiten, Vermeidungsverhalten, etc.).

In der Hypnose wird dem Vulkan, der aus unverarbeiteten Emotionen besteht, der Druck genommen. Das was solange verdrängt und unterdrückt wurde, darf nun in einer absolut sicheren Situation an die Oberfläche dringen, um dann abzuheilen.

Die vergangene traumatische Erfahrung kann nun aufgearbeitet werden und unverarbeitete Gedächtnisinhalte werden integriert. Das heißt nicht, dass du nach der Hypnosesitzung die traumatischen Erfahrungen gut heißen wirst. Allerdings werden die Erinnerungen nach der Hypnose frei von körperlichen Reaktionen sein. Wenn du nach den Hypnosesitzungen an das Trauma denkst, wird dein Körper ruhig bleiben. Denn durch hypnotische Interventionstechniken wurde das Trauma vom vegetativen Nervensystem entkoppelt.
Somit zählt die Hypnose bei der Traumaverarbeitung zu den effektivsten Methoden überhaupt.

Generell bedarf es bei Traumatisierten ein sehr sensibles Vorgehen und viel Einfühlungsvermögen Seites des Therapeuten, Psychologen oder Arztes.
Bei jedem Traumaklienten spielt hohes Vertrauen eine wichtige Rolle. Die Chemie muss unbedingt stimmig sein.
Fallen- und Loslassen können ist in der Hypnose besonders wichtig. Daher ist es nötig, dass der zeitliche Rahmen so gestaltet ist, dass dieser keinen Druck auf den Klienten ausübt. Stößt man in der Sitzung auf eine traumatische Situation, dann kann nicht einfach nach 50 Minuten abgebrochen werden. Es ist äußerst wichtig dem Klienten genügend Zeit und Raum zu geben, damit das Trauma sorgfältig bearbeitet wird.

Auch die fachliche Kompetenz steht bei der Traumaverarbeitung im Zentrum. Prüfe daher im Vorfeld ob du mit jemand zusammen arbeitest, der aufgrund seiner Ausbildung hohes Fachwissen und Kompetenz mitbringt.

EMDR und Traumaverarbeitung

Eye Movement Desensitization and Reprocessing oder Desensibilisierung und Wiederaufarbeitung.
EMDR ist eine psychotraumatologische Behandlungsmethode die extrem wirksam ist.

Sie wird bei Traumatisierung erfolgreich eingesetzt und wirkt erstklassig bei der Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen und anderen Belastungen (Ängste, Phobien, Panikattacken, Leistungsblockaden,…).

Oft berichten die Klienten von spontanen inneren Einsichten, die sich mit den traumatischen Erinnerungen verbinden und anschließend zu neuen Gefühlen, Gedanken und Handlungen befähigen (Krystal et al. 2002).
EMDR wird als wissenschaftliche Methode international anerkannt.
Dieses kurzzeittherapeutische Verfahren wurde von Francine Shapiro in den USA entwickelte und hat ein stark strukturiertes und zielorientiertes Vorgehen.

Abhängig vom Therapieziel sind in der Regel mehrere EMDR-Sitzungen nötig.
Eine EMDR-Sitzung dauert 90 Minuten.

Was tut sich bei der EMDR – Methode?

Das zentrale Element bei EMDR sind die Augenbewegungen. Hierbei folgt der Klient den Fingerbewegungen (schnell und rhythmisch von links – nach rechts) des Therapeuten mit den Augen und es werden Erinnerungen an das Trauma wachgerufen.

Der genaue Wirkmechanismus von EMDR ist noch nicht gänzlich erforscht. Durch die Augenbewegungen oder auch akustischen Reize, scheint die Kommunikation der Großhirnhemisphären stimuliert zu werden. Bei einem Trauma kommt es zur Reizüberflutung im Gedächtnis. Dadurch wird dieses System teilweise blockiert. Sinneseindrücke und Gedanken die beim Trauma entstehen werden separat gespeichert. Durch EMDR ist es möglich Informationen deutlich schneller zu verarbeiten und es kommt zu einer kognitiven Umstrukturierung.